Steffi Grebe auf dem Weg zu internationalem Erfolg

MSVerin aus Heidgraben will zu den Paralympics

In Heidgraben wohnt eine junge Frau, die große Ambitionen hegt. Stephanie Grebe träumt von den Paralympics 2012 in London, und zwar nicht als Zuschauerin, sondern als Aktive. Wie kommt man auf solche Ideen? Man muss in einer Sportart besonders gut sein – und ein körperliches Handicap aufweisen. Steffi (so wird die 22jährige von allen genannt) bringt diese Voraussetzungen mit, Sie wurde ohne Hände und mit nur einem Bein geboren. Ausgesucht hat sie sich ausgerechnet eine Sportart, bei der die Hände eigentlich eine Grundvoraussetzung darstellen. Sie spielt mit viel Engagement Tischtennis. Dabei benutzt sie eine Spezialanfertigung, die Schlägerhand und Schläger in einem Stück bietet.
Mit 12 Jahren begann alles in Berlin. Nach einem Umzug landete sie beim Moorreger SV, wo sie innerhalb kürzester Frist in die Jugendmannschaft integriert wurde und dort ausschließlich auf Gegner ohne Behinderung traf. Die Erfolge, vor allem bei den Deutschen Behindertenmeisterschaften, ließen nicht lange auf sich warten. Mehrfach stand sie dort bei den Jugendlichen auf dem Treppchen, sogar ganz oben.
Diesen Triumph wiederholte sie jetzt bei den Erwachsenen. Nachdem sie 2008 in Neuenstein Zweite und 2009 in Alveslohe Dritte geworden war, gelang ihr diesmal in Dietzenbach der ganz große Wurf. Wegen der geringen Teilnehmerzahl musste sie dabei auch Gegnerinnen mit einer geringeren Behinderung aus dem Weg räumen, denn die Klassen 6 – 8 waren zusammengelegt worden. Im alles entscheidenden Spiel schlug sie ihre ständige Konkurrentin Bente Harenberg vom SV Holtsee mit 3:1. Im Doppel holten sich beide gemeinsam den dritten Platz.
Punktspiele bestreitet sie beim Moorreger SV. Nach Verlassen der Jugendklasse wurde sie Mitglied der 2. Damenmannschaft (Kreisliga). Seit Saisonbeginn hat sie sich in der Bezirksliga bei den 1. Damen bewährt, wovon ihre positive Bilanz Zeugnis abliefert. Ihre beachtlichen Erfolge haben ihr so ganz nebenbei den Titel „Sportler des Jahres“ beim MSV eingebracht. Mehrmals in der Woche trainiert sie in Kaltenkirchen, wo sie sich mit spielstarken Gegnerinnen messen kann.
Zurück zum Ziel London 2012! Zur Qualifikation benötigt Steffi Grebe Weltranglistenpunkte, und die erwirbt man nur auf internationalen Turnieren. Einmal hat sie bisher die „große weite Welt“ geschnuppert. Das war 2009 in Stuttgart bei den German Open. Meistens finden die hochrangigen Veranstaltungen jedoch im Ausland statt. Die nächsten Chancen hätte sie vom 9. bis 11. Juli 2010 in Nantes (Frankreich) und vom 9. bis 12. Dezember 2010 in Antalya (Türkei). Der Start wäre dann aber mit hohen Reise- und Unterbringungskosten verbunden – für eine Auszubildende bei der Agentur für Arbeit ohne Unterstützung schier unerreichbar. Da wären Sponsoren, die sich bei Interesse gerne mit ihr in Verbindung setzen könnten (Tel. 04122/43041) Teil einer Lösung. „Erste viel versprechende Kontakte hat es bereits gegeben“, kommt bei der Heidgrabenerin Hoffnung auf. Auch kleine Beträge könnten weiterhelfen, denn jeder Euro bringt sie näher an ihr Ziel. Zu eventuellen Gegenleistungen in Form von Werbung ist sie bereit, doch das ließe sich am besten in einem Gespräch ausloten.
Außerhalb des Sports steht die MSVerin ebenfalls mitten im Leben. Sie besitzt ein gesundes Selbstbewusstsein, wobei ihr natürlich ihre Intelligenz – sie hat ihr Abitur an der Uetersener Ludwig-Meyn-Schule absolviert – kräftigen Rückenwind verleiht. Sie hat sich mit ihrer Behinderung hervorragend arrangiert und gehört mit Sicherheit nicht zu der Sorte Mensch, die jeden Tag ihr keineswegs einfaches Schicksal beklagt. So hat sie sich auch frühzeitig mit dem Erwerb des Führerscheins beschäftigt. Mit ihrem passgenau auf ihre Behinderung zugeschnittenen PKW ist sie stets mobil, also bei ihren Fahrten zu Trainingseinheiten und Punktspielen ebenso unabhängig wie beim Erreichen ihrer Arbeitsstelle. Nach der Ausbildung möchte sie gerne studieren und später Personen mit Behinderung am Arbeitsmarkt vermitteln. Wer Steffi kennt, traut ihr durchaus zu, dass sie ihre Vorhaben auch umsetzt.

von Uwe Mahnke am 30.05.2010 um 19:32 Uhr

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